Donnerstag, November 08, 2007

Wie wärs denn mal mit weiter denken….Das „Grosse Ganze“ existiert

Die Menschen in unserer Gesellschaft bezeichnen sich selbst überwiegend als offen, tolerant und weitsichtig.

Doch ist das wirklich so?

Weitsichtigkeit ist nach meiner Ansicht eine sehr löbliche Eigenschaft. Doch es darf nicht dabei bleiben nur einen Schritt nach vorne und einen zurück zu denken.

Deshalb hier ein einfaches Beispiel aus dem Alltag.

Sie gehen in den nächsten Grossverteiler, stellen sich vor das Kühlregal, nehmen eine 1-Liter Packung Milch und legen Sie in Ihren Einkaufswagen.

Denken wir also die Folgen mal einen Schritt voraus: Der Grossverteiler, nennen wir ihn beispielsweise einfach einmal Coop (oder Migros, Aldi, etc., etc.), verdient damit Geld und stärkt seine Position im Markt.

Und nun noch einen Schritt zurück. Die Milch kommt von einer Kuh die, wenn sie Glück hat, auf einer Weide beim Bauern steht.

Mal ehrlich, wer denkt beim diesem Kauf schon wirklich weiter als bis dahin.

Was alles hängt aber wirklich alles an diesem einen Liter Milch den Sie soeben für Fr. 1,60 gekauft haben?

Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist unmöglich sämtliche Folgen hier aufzuzählen, aber bis zu einem bestimmten Grad werde ich versuchen das aufzuzeichnen.

Schauen wir also als erstes zurück

Wir gehen somit vom Lieferanten, dem Bauern aus.

Der Bauer bekommt also Geld für diesen Liter Milch, die Menge dabei ist unerheblich.

Damit bezahlt er die Pacht für die Wiese, den Servicemann für die Melkmaschine, das Futter für die Kuh, die Tierarztkosten, die Stromkosten für den Stall, die Baukosten für die Bio-Haltung, sein eigenes Essen, die Krankenkasse für die Familie, die Kleidung für die Familie, sein Auto, den Sportverein für die Kinder, den Blumenstraus für seine Frau (musste sich entschuldigen weil er vom Melken zu spät heim gekommen ist), usw, usw, usw.

Gleichzeitig bekommt er für den einen Liter Milch noch einen Zuschuss vom Staat, weil es gar nicht möglich wäre mir dem Bisschen was er vom Grossverteiler bekommt seine Lebenskosten zu finanzieren. Aber keine Angst dies geht auch gleich drauf für den Eintritt in den Erlebnispark, das Skilager der Tochter, die Hypothek für den Hof, die Reparatur des Traktors, usw, usw, usw.

Das wäre also der erste Schritt zurück denken und der ist schon so umfassend, dass man hier nicht mehr auflisten kann. Aber wer von Ihnen hat schon jemals wirklich so weitsichtig gedacht.

Also eine Stufe weiter….Der Tierarzt den der Bauer bezahlt hat, muss seinerseits die Mietkosten für die Praxis bezahlen, die MPA bezahlen, das Leasing für sein Dienstfahrzeug überweisen, sich Kleidung kaufen, seiner Frau den längst versprochenen Diamantring liefern, Essen kaufen, seine Versicherungen bezahlen, die Maisonettewohnung finanzieren, seinem Sohn das Internat bezahlen, usw, usw, usw. Auch hier wäre die Aufzählung schier endlos möglich.

Also gleich noch eine Stufe hinterher…Der Juwelier der den Diamantring geliefert hat bezahlt mit seiner Einnahme seine Sekretärin, den Goldschmied, seinen Mercedes, sein Essen, seine Kleidung und den Mietzins der äusserst mies laufenden Mode-Boutique seiner Ex-Frau (zu dessen Zahlung er gerichtlich verpflichtet wurde), usw, usw, usw. In der Zwischenzeit haben Sie das System sicher begriffen, es liesse sich auch hier unendlich aufzählen.

Hand aufs Herz, wer von Ihnen, liebe Leser, hat sich schon jemals bis zu diesem Punkt Gedanken gemacht?

Da es keinen Sinn macht hier weiter aufzuzählen kommen wir zum…

Blick nach vorne

Und Sie ahnen es schon… Der Grossverteiler bezahlt mit seinem Geld die Kassiererin, den Lageristen, den Ladenmietzins, seine Camionfahrer, die Werbung, das Licht im Schaufenster, den Tetrapackproduzenten (sonst wäre der Transport von Flüssigkeiten ziemlich problematisch), den IT-Techniker für die ewig streikende Kasse 5, usw, usw, usw.

Also gleich noch eine Stufe hinterher…der Camionfahrer bezahlt die Alimente für seine vier Kindern von vier verschiedenen Frauen in vier verschiedenen Städten, seine Zigaretten, seine Krankenvorsorge, seine BVG, und die Migros-Budget Kondome um ein fünftes Kind zu verhindern, usw, usw, usw.

Und gleich wieder eins hinterher….Die BVG Vorsorgestiftung bezahlt die Sachbearbeiterin des Camionfahrers, die Analysten, die Gebäudeversicherung, die ersten drei Krankheitstage der Mitarbeiter, usw, usw, usw.

Wie schon oben lässt sich das Ganze hier beliebig und unendlich fortsetzen.

Persönlich bin ich der Überzeugung, dass sich noch keine 5% meiner Blogleser jemals so viele Gedanken zum einem Liter Milch gemacht haben.

Die Folgen für Sie als Milchkäufer

Sie haben jetzt zwar die 1,60 ausgegeben, dabei bleibt es aber nicht.

Der eine Teil des Milchfettes wandert gleich durch den Darm und zwingt Sie dazu noch Toilettenpapier zu kaufen und Abwassergebühren und Abfallgebühren (für die Verpackung und die leeren WC-Rollen) zu bezahlen. Ein weiterer Teil legt sich direkt auf Ihre Hüften und verhilft dem Schönheitschirurgen nach Ihrer Fettabsaugung endlich zum neuen Porsche 911er Turbo.

Den Rest der Flüssigkeit schwitzen Sie beim Sport wieder aus und sollten deshalb nicht vergessen gleich noch einen Deo in Ihren Einkaufswagen zu legen, usw, usw, usw.

Ich bin überzeugt, dass Sie es spätestens jetzt gemerkt haben, es lässt sich alles in jede Richtung beliebig und absolut unendlich weiter aufzählen und weiterverfolgen.

Was aber lernen wir daraus?

1.

Wir gehen wohl doch ziemlich gedankenlos durch die Welt!

2.

Es ist unglaublich was Sie mit dem Kauf von einem Liter Milch finanziell alles anrichten können! Sind Sie dafür beantwortungsbewusst genug? Vielleicht sollte man Kinder nicht mehr zum Milch holen schicken…

3.

Es wäre besser der Schönheitschirurgen zu sein, dann könnte man sich abgesehen vom 911er Turbo auch den Milchkauf im Bio-Fachgeschäft erlauben und würde nicht so viele Zusammenhänge auslösen J

Und das Wichtigste…

EINFACH MAL VERSUCHEN WEITER ZU DENKEN…DANKE, der Weltverbesserer

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